Die häufigste Form der primären Kopfschmerzen sind Spannungskopfschmerzen. Etwa 20-30 % der Bevölkerung leiden unter gelegentlichen, episodischen Spannungskopfschmerzen, 3 % unter einer chronischen Form. Frauen sind etwas häufiger betroffen als Männer.
Über die Hälfte der Patienten mit Spannungskopfschmerzen sind in ihrer Arbeitsleistung und ihrem Sozialleben beeinträchtigt. Lediglich jeder fünfte Patient sucht deshalb einen Arzt auf. Die Mehrzahl der Patienten halten die Schmerzen entweder aus oder helfen sich mit freiverkäuflichen Medikamenten, obwohl ihnen geholfen werden könnte.
Spannungskopfschmerzen treten über beiden Kopfhälften auf und haben einen dumpf-drückenden oder ziehenden Schmerzcharakter. Die Intensität wird als leicht bis mäßig angegeben und verstärkt sich nicht bei körperlicher Anstrengung. Vereinzelt berichten Patienten eine gesteigerte Lärm- oder Lichtempfindlichkeit oder ihnen wird übel.
Der genaue Entstehungsmechanismus von Spannungskopfschmerzen ist weiterhin nicht geklärt. Es werden Veränderungen des schmerzverarbeitenden Systems im Gehirn vermutet wobei vor allem Muskelverspannungen, Angstgefühle und Stress Einfluss auf dieses System zeigen. Über die Hälfte der Patienten leiden unter schmerzhaften Nackenverspannungen als Anhalt dafür, dass der Einfluss hemmender Nervensignale beeinträchtigt ist.
Das Zusammenspiel aus Anspannung, Stress und Schmerz muss frühzeitig durchbrochen werden. Wird dies versäumt, werden die Schmerz generierenden Nervenzellen aktiv und produzieren selbst bei niederschwelligem Reiz Schmerzsignale. Zudem werden die schmerzhemmenden Systeme gedrosselt. Kommt dieser Regelkreislauf ins Rollen beginnen gelegentliche Spannungskopfschmerzen chronisch zu werden.
In den meisten Fällen kann der Arzt durch ein ausführliches Gespräch einschließlich körperlicher Untersuchung die Diagnose Spannungskopfschmerz stellen. Durch die regelmäßige Dokumentation der Beschwerden in einem Kopfschmerztagebuch wird die Diagnosestellung dabei erleichtert und die eingeleiteten Therapien können besser kontrolliert und angepasst werden.
Spannungskopfschmerzen können medikamentös gut behandelt werden. Einfache Schmerzmittel wie Acetylsalicylsäure (ASS), Paracetamol, Mefenaminsäure, Ibuprofen oder Naproxen sind in vielen Fällen wirksam. Viele Betroffene können ihre Schmerzattacken auch durch gezielte Entspannungsübungen abwenden.
Ein zu häufiger Konsum von Schmerzmitteln kann zu Kopfschmerzen führen. Man spricht dann von einem Medikamenten-Übergebrauchs-Kopfschmerz (MÜKS). Um einen MÜKS zu vermeiden sollten herkömmliche Schmerzmittel nicht mehr als an fünfzehn Tagen pro Monat eingenommen werden. Ein MÜKS kann dabei genau die Symptome nachahmen, welche der Patient durch den Konsum von Schmerzmitteln lindern möchte.
Bei täglichen Kopfschmerzen oder Schmerzzuständen mit Attacken jeden zweiten Tag sind zur Besserung der Beschwerden und Vermeidung eines MÜKS andere Therapiestrategien notwendig. Experten empfehlen hierfür Medikamente, welche gewöhnlich zur Behandlung von Depressionen Anwendung finden. Diese Medikamente greifen in die Schmerzverarbeitung im Gehirn ein und können dadurch den Teufelskreis des Schmerzes durchbrechen.
Vor allem bei chronischen Spannungskopfschmerzen haben nicht-medikamentöse Behandlungsverfahren einen hohen Stellenwert: Neben regelmäßigem Ausdauersport sind die progressive Muskelrelaxation nach Jacobsen, Strategien zur Stressbewältigung, Biofeedback sowie psychologische Therapien hilfreich. Diese helfen den Patienten sich gegen innere und äußere Belastungsfaktoren zu schützen.
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