Chengdu – Eine tiefe Akupunktur, die bei den Patienten ein sogenanntes De-Qi-Gefühl erzeugt, hat in einer randomisierten Studie bei Patienten mit chronischem Spannungskopfschmerz die Zahl der monatlichen Schmerzattacken gesenkt. Aber auch eine flache Akupunktur, die als Scheinbehandlung eingestuft wird, erwies sich nach den in Neurology (2022; DOI: 10.1212/WNL.0000000000200670) publizierten Ergebnissen als gut wirksam.
Der chronische Spannungskopfschmerz gehört zu den häufigeren Indikationen für eine Akupunktur. Die Behandlung kann die akute Schmerzattacke nicht durchbrechen. Ihr Ziel ist eine Senkung der Zahl der Kopfschmerzattacken.
Die Evidenz der Akupunktur kann sich in dieser Indikation bereits auf eine Reihe von randomisierten Studien stützen. Eine Metaanalyse (2022; DOI: 10.1002/14651858.CD007587.pub2) der Cochrane Collaboration führte zuletzt 12 Studien an, darunter 7 mit einer Scheinakupunktur in der Vergleichsgruppe. Danach kann die Akupunktur die Zahl der Kopfschmerzattacken senken.
Dies gelang jetzt auch in einer Studie der Universität für Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) in Chengdu (Hauptstadt der Provinz Sichuan im Südwesten Chinas). Dort ist man überzeugt, dass die Wirksamkeit der Akupunktur von der Erzeugung eines De-Qi-Gefühls abhängt.
Es handelt sich um ein „elektrisierendes Schweregefühl“, das manchmal mit Kribbeln oder auch einer vorübergehenden Taubheit einhergeht. Um dieses Gefühl zu erzeugen, müssen die einzelnen Nadeln etwa 12,5 mm bis 20 mm tief eingestochen werden. Der Akupunkteur kann auch mit Drehbewegungen und anderen Manipulationen der Nadel nachhelfen.
Das Team um Ying Li hat die Wirksamkeit dieser „echten“ mit einer Scheinakupunktur verglichen, bei der die Nadeln nur oberflächlich eingestochen wurden. Die Akupunkteure verwendeten allerdings in beiden Gruppen die gleichen Akupunkturpunkte mit den Namen Fengchi, Taiyang, Baihui, Hegu und Taichong, von deren Stimulierung nach Ansicht der TCM die präventive Wirkung ausgeht.
An der Studie nahmen 218 Patienten mit chronischem Spannungskopfschmerz teil. Keiner von ihnen hatte in den vorangegangenen 3 Monaten eine andere prophylaktische Behandlung erhalten.
Die Behandlungen bestanden aus 20 Sitzungen im Verlauf von 8 Wochen. In den ersten 4 Wochen erfolgten 3 Sitzungen pro Woche und in den Folgenden 4 Wochen 2 Sitzungen pro Woche. Bei der „echten“ Akupunktur wurde darauf geachtet, dass ein De-Qi-Gefühl entsteht. Bei der Scheinakupunktur wurden die Nadeln maximal 2 mm in die Haut eingestochen. Endpunkt war die Zahl der Kopfschmerzattacken im ersten Monat nach der Behandlungsserie.
In dieser Zeit kam es, wie Li berichtet, auch unter der Scheinakupunktur zu einer deutlichen Reduktion der monatlichen Kopfschmerzattacken, von 23 Tagen auf 12 Tage, also etwa um 50 %.
Dies spricht entweder für eine Wirkung der Scheinakupunktur oder für eine starke Placebowirkung der Behandlung, bei der die Patienten für jeweils etwa 30 Minuten zur Ruhe kommen, was zusammen mit dem Glauben an die Therapie durchaus eine Wirkung erzielt haben könnte.
Unter der tiefen Akupunktur mit De-Qi-Gefühl kam es zu einem Rückgang der Kopfschmerztage von 20 auf 7 Tage. Die Wirkung war also etwas stärker und die Differenz von 4,5 Tagen mit einem 95-%-Konfidenzintervall von 2,1 bis 6,8 Tagen signifikant.
Für Li belegt dies, dass die echte Akupunktur mit De-Qi-Gefühl die bessere Wirkung erzielt. Kritiker dürften allerdings vermuten, dass das De-Qi-Gefühl die Placebowirkung zusätzlich verstärkt haben könnte. Einig dürften sich beide Seiten sein, dass die Behandlung sicher ist.
Laut Li gab es nur 4 leichte unerwünschte Ereignisse, davon 3 in der Gruppe mit der tiefen Akupunktur und 1 in der Scheinakupunkturgruppe. Für die Patienten dürfte die deutliche Reduktion der Kopfschmerztage auf jeden Fall ein Vorteil sein. © rme/aerzteblatt.de
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